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Aktuelles, Wissen & Hintergründe — meine Arbeit als Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie mit dem ganzheitlichen Blick auf den Menschen und die Medizin.

Yin und YangMedicus Curat, Natura Sanat

Die Rolle des Darmmikrobioms für die Gesundheit des Menschen

22.12.2023
Ernährungsmedizin
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Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Forschung intensiv mit dem Darmmikrobiom. Der Erkenntnisgewinn ist so rasant, dass manche wenige Jahre alte Studien heute als überholt gelten. Grundlegend zeigt sich, dass diese Bakterien nicht nur die Funktion des „Hilfsarbeiters“ bei der Verdauung haben wie z.B. Bildung von Vitaminen, sondern lebenswichtige und Gesundheit erhaltende Funktionen für den Wirt und für den Darm innehaben.

Heute ist bekannt, dass es zu einfach gedacht ist einzelne Keime als Marker für bestimmte Krankheiten zu assoziieren. Denn es ist schlichtweg unmöglich die über 1000 Arten unterschiedlicher Bakterienarten im Darm zu überblicken. Das ist sicherlich die Forschungsaufgabe des Jahrhunderts mit Hilfe neuer digitaler Möglichkeiten wie der „Künstlichen Intelligenz“. Das Mikrobiom ist flexibel und anpassungsfähig. Es steht in enger Beziehung zu seinem Wirt und zur Umgebung, in der der Wirt lebt. Belegt ist, dass kein Keim als grundsätzlich gut oder schlecht betrachtet wird, sondern es kommt auf die Bedingungen, unter denen der Keim gedeiht, auf die Artenvielfalt und die Stoffwechselleistung des Mikrobioms.

Es daher wichtig, den Wissensstand aktualisiert zu halten, neueste Erkenntnisse und Entwicklungen aus der Mikrobiomforschung in die Therapie der Darmmikrobiota einfließen zu lassen.

Eine bedeutende Nature Publikation von 2011 berichtete erstmalig von der Entdeckung dreier Enterotypen (1), die im Laufe der Jahre mehrfach bestätigt wurden. Die Enterotypen werden benannt nach den Bakteriengattungen, die am meisten im menschlichen Darm vorkommen:

1. Bacterioides-Typ

2. Prevotella-Typ

3. Ruminococcus-Typ

Diese Enterotypen sind bei jedem Individuum sehr stabil, d.h. sie können nur über lange Zeit veränderte Ernährungszusammensetzung beeinflusst werden (2). Der Typ 1 ist am besten geeignet um eine protein- und fettreiche Ernährung, die tierischer Herkunft ist zu verarbeiten, wie z.B. bei einer westlichen Ernährungsweise. Der Typ 2 kommt ist besser geeignet eine kohlenhydratreiche Ernährung zu verwerten. Der Typ 3 kommt am seltensten vor (ca. 5%) und liebt den Zucker. Ihn findet man bei Menschen, die sehr viel Zuckerhaltiges zu sich nehmen.

Für Sie als Patient und für mich als Ärztin ist es aber wichtig zu wissen, welche Stoffwechselleistungen von bestimmten Bakteriengattungen vollbracht werden. Hierzu gehören die sogenannten Butyratbildner oder Milchsäurebildner. Butyrate sind kurzzeitige Fettsäuren, die v.a. für die Darmgesundheit eine sehr große Rolle spielen wie z.B. Milieustabilisierung, Immunmodulation, Schleimhautdurchblutung oder Entzündungshemmung (3).

Zu den Milchsäurebildnern gehören die Bifidobakterien, die durch die Bildung der kurzzeitigen Fettsäuren den pH-Wert im Darm reduzieren und damit dafür sorgen, dass krank machende Keime sich nicht vermehren können. Bei vielen Menschen sind die Bifidobakterien reduziert z.B. aufgrund von Antibiotikaeinnahmen.

Heute ist der Zusammenhang vieler Erkrankungen mit dem Darmmikrobiom gut belegt wie z.B. mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine gestörte Darmflora wird u.a. mit Insulinresistenz, Diabetes mellitus und kardiovaskulären Erkrankungen wie Atherosklerose und Herzinsuffizienz in Verbindung gebracht (4). Auch bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen wie z.B. der rheumatoiden Arthritis zeigen Studienergebnisse, dass betroffene Patienten ein ungünstig verändertes Darmmikrobiom aufweisen im Vergleich zu Gesunden (5).

Gerade bei chronischen Erkrankungen ist es daher für den Verlauf von Vorteil, das Darmmikrobiom zu untersuchen. In meiner Praxis kommen nach einer labormedizinischen Mikrobiomanalyse ernährungsmedizinische Intervention, Phytotherapeutika, Probiotika und Akupunktur immer im Rahmen eines individuellen Behandlungskonzeptes zum Einsatz.

(1) Arumugam M, et al.. Enterotypes of the human gut microbiome. Nature. 2011 May 12;473(7346):174-80. doi: 10.1038/nature09944. Epub 2011 Apr 20. Erratum in: Nature. 2011 Jun 30;474(7353):666. Erratum in: Nature. 2014 Feb 27;506(7489):516. PMID: 21508958; PMCID: PMC3728647.

(2) Lim MY, Rho M, Song YM, Lee K, Sung J, Ko G. Stability of gut enterotypes in Korean monozygotic twins and their association with biomarkers and diet. Sci Rep. 2014 Dec 8;4:7348. doi: 10.1038/srep07348. PMID: 25482875; PMCID: PMC4258686.

(3) Martin-Gallausiaux C, Marinelli L, Blottière HM, Larraufie P, Lapaque N. SCFA: mechanisms and functional importance in the gut. Proc Nutr Soc. 2021 Feb;80(1):37-49. doi: 10.1017/ S0029665120006916. Epub 2020 Apr 2. PMID: 32238208.

(4) Kappel, B.A., Lehrke, M. Mikrobiom, Diabetes und Herz: neue Zusammenhänge?. Herz 44, 223–230 (2019). https://doi.org/10.1007/s00059-019-4791-x

(5) Chen, J., Wright, K., Davis, J.M. et al. An expansion of rare lineage intestinal microbes characterizes rheumatoid arthritis. Genome Med 8, 43 (2016). https://doi.org/10.1186/s13073-016-0299-7

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